02.06.2020

Unser Durst nach Wasser entzieht den Fischen die Lebensgrundlage

Hoffen wir, dass das Wetter Mittwochabend schön wird –für die Fische –dass viel Regen die Bäche wieder füllt und Bewässerungen unnötig macht. Denn wegen der Trockenheit im März, April und seit den Eisheiligen wird vielWasser aus verschiedenen Bächen auf die trockenen Felder gespritzt. Bereits mussten wieder an einzelnen Bächen Konzessionen sistiert werden. Matthias Betsche ist besorgt: «Unser Verlangen nach Wasser wird durch die mangelnden Niederschläge immer grösser, während unsere Bäche immer schmaler werden.» Die Bünzist das Gewässer vor der Haustür des Präsidenten von Pro Natura Aargau. Die Zeit, in der sie mit dem ihr zugestandenen minimalen Restwasser auskommen müsse, werde jedes Jahr länger und das traurige, warme Rinnsal führe zum Dauerstress v.a. bei den sauerstoffliebenden Fischen. Diese würden krank und à la longue hätten sie keine Überlebenschance.

«Nun pumpen sie wieder» stellt auch Roli Herrigel, Pächter an der Bünztraurig fest und zeigt die Bilder der Motorpumpen, welche den Fischen buchstäblich die Lebensgrundlage entziehen. Erinnerungen an die heissen, trockenen Sommer der letzten Jahre mit leidenden und toten Fischen in “seinem Gewässer“ steigen in ihm auf. Wegen der raschen Abnahme des Pegels durch den Sog der potenten Pumpen konnten sich zudem Jungfische nicht schnell genug zurückziehen und verendeten zwischen den trocken fallenden Steinen am Ufer. Natürlich fischt der rüstige Rentner gerne, darum geht es ihm jedoch nicht. Er fischt ohnehin aus Rücksicht auf seine Schützlinge immer seltener. Er sieht sich vielmehr als Verteidiger seiner nassen Schützlinge gegen zusätzliche Belastungen der Fliessgewässer.

Die Entnahme von Wasser aus öffentlichen Gewässern ist klar geregelt und bewilligungspflichtig. «Die zuständige Behörde ist die Sektion Gewässernutzung der Abteilung Landschaft und Gewässer.» steht in den Leitlinien für Wasserentnahmegesuche für die Landwirtschaft und weiter: «Die maximale Entnahmemenge ist auf 20 Prozent der Abflussmenge Q347 (langjähriges Niederwasser) beschränkt.» Der Tarif wird pro Liter Wasser pro Sekunde Pumpenleistung für ein Jahr erhoben. Dieser ist für die landwirtschaftliche Produktion von Lebensmitteln halb so teuer wie für die übrigen Verwendungszwecke. Theoretisch könnte jeder mit Bewilligung seine Pumpe mit der konzessionierten Fördermenge legal das ganze Jahr laufen lassen. «Das ist bei der regelmässigen Wasserknappheit nicht mehr zeitgemäss» kritisiert Matthias Betsche ganz offen das geltende Recht «Den Ausführungsbehörden sind die Hände gebunden. Wir müssen neue Rechtsgrundlagen schaffen und neue Wege gehen, welche Landwirtschaft und Fischen das Überleben ermöglichen.»

Pro Natura Aargau ist sehr froh um das Pilotprojekt des Departementes Bau, Verkehr und Umwelt, welches endlich versucht, die Wasserentnahmen aus der Bünz genau zu erfassen und diese dem tatsächlichen Bedarf anzugleichen. Die Naturschützer danken explizit auch den Landwirten, welche sich den neuen Herausforderungen des Klimawandels stellen und beim Projekt mitmachen. «Es macht ja keinen Sinn, Kulturen mit grossem Wasserbedarf an Bächen anzulegen, die beim höchsten Wasserbedarf im Sommer regelmässig fast austrocknen, die Wasserentnahmen sistiert werden müssen, die Kulturen vertrocknen und die Fische trotzdem sterben.» bringt es Matthias Betsche auf den Punkt «doch reicht es nicht aus, Stu-dien zu erstellen, welche feststellen, dass den kleinen Flüssen und Bäche zu viel Wasser entnommen wird. Wir brauchen rasch und überall ein neues Management der Wasserentnahmen aus unseren Fliessgewässern.»

Pro Natura Aargau fordert

  • Bewilligungen für Wasserentnahmen, welche sich bei jedem Wasserstand am tatsächlichen Bedarf orientieren.
  • Bewilligungen für Wasserentnahmen aus kleinen Fliessgewässern ausschliesslich für Kulturen zu erteilen werden, die nur ausnahmsweise bewässert werden müssen.
  • Konzessionen an die Verpflichtung zu binden, für einen bestimmten Zeitraumeinen Wasservorrat in offenen naturnahen Brauchwasserreservoiren anzulegen, wo Wassermangel (Knappheit?) drohen kann.
  • Zur Verbesserung der Versorgung mit Trinkwasser und zur Sicherung von ausreichend Brauchwasser für die Landwirtschaft sowie zur Wiederherstellung eines möglichst natürlichen Wasserhaushaltes für die wasserabhängigen Organismen, sind alle ehemaligen Feuchtgebiete, die sich dafür eignen, wieder in Feuchtwiesen, Rieder und Moore zurück-zuführen.

Weiterführende Informationen

Info

Medienmitteilung vom Pro Natura Aargau

Kontakt

Matthias Betsche
Präsident Pro Natura Aargau
078 402 99 62
@email

Johannes Jenny
Geschäftsführer Pro Natura Aargau
079 237 03 75
@email