Offenber Bachlauf
01.07.2021

Vorstoss von Ständerat Knecht schadet Landwirtschaft und Wasserkanton

Etwa ein Drittel der Aargauer Gewässer – gegen 1000 Kilometer – verlaufen in unterirdischen Röhren. Die Ausdolung nützt allen und ist eine wichtige Massnahme zum Schutz unseres lokalen Klimas. Trotzdem setzt sich der Aargauer Ständerat Knecht mit einem Vorstoss in Bundesbern gegen die Ausdolung von Bächen ein.

Der Vorstoss von Hansjörg Knecht läuft den Anstrengungen der Aargauer Regierung zur Revitalisierung unserer Gewässer diametral entgegen. Matthias Betsche, Geschäftsführer Pro Natura Aargau: «Es besteht grosser und dringender Handlungsbedarf, die zerstörten Bäche wieder zum Leben zu erwecken. Wasser wird mit dem Klimawandel zu einem knappen Gut. Dieser Vorstoss von Ständerat Knecht erweist dem Wasserkanton Aargau einen Bärendienst!» Ausgerechnet ein Ständerat aus dem Wasserkanton setzt sich in Bundesbern dafür ein, dass Bäche eingedolt oder überdeckt bleiben, wenn die Landwirtschaft durch eine Ausdolung betroffen ist (Motionstext). Pro Natura Aargau zeigt sich besorgt: «Eine derartige Anpassung des Gewässerschutzgesetzes würde das laufende Gewässer-Revitalisierungsprogramm des Kantons Aargau in Frage stellen», erklärt Matthias Betsche, Geschäftsführer der Naturschutzorganisation.

Ein drittel der Gewässer unterirdisch

Der Aargau war einst überzogen von einem Netz aus Gewässern und Feuchtgebieten. Kleine und grössere Bäche, Flüsse, Feuchtwiesen und Moorflächen prägten die Landschaft. Ein Paradies für viele Tiere und Pflanzen. Unser gegenwärtiges, dichtes Drainagenetz zeugt vom Kampf der Landwirtschaft während Jahrhunderten gegen das Wasser. Es galt einst als technischer Fortschritt, einen Bach trockenzulegen und das Gewässer unter den Boden zu bringen. Die Folge: Der Wasserkanton Aargau hat gegen 90% seiner Feuchtgebiete verloren. Etwa ein Drittel unserer Fliessgewässer, um die 1000 Kilometer, verlaufen bis heute unterirdisch. Der Kanton Aargau unternimmt grosse Anstrengungen, diesen Trend umzukehren und die Bäche wieder auszudolen. Wie sich bei den im Aargau renaturierten Bächen zeigt, profitieren dabei sowohl Mensch wie auch Natur.

Wasser nicht einfach bachab schicken

Mit dem Klimawandel wird Wasser zu einem knappen Gut. Der Durst der Landwirtschaft nimmt mit fortschreitendem Klimawandel zu und die oberirdisch verlaufenden Bäche werden immer schmaler. «Gerade die Landwirtschaft wird darauf angewiesen sein, dass das Wasser nicht mehr auf dem schnellsten Weg bachab geschickt wird.» ist Matthias Betsche, Geschäftsführer Pro Natura Aargau, überzeugt. «Wir brauchen die Ausdolung von Bächen in Wald und Flur für den lokalen Klimaschutz und die Wasserspeicherung», erklärt Matthias Betsche.

Bäche sind ein wichtiger Lebensraum

«Das Öffnen von Bächen hilft zahllosen Organismen zu überleben, fördert die Zuverlässigkeit des Quellflusses und reichert das Grundwasser an. Ausserdem sind offengelegte Bäche für die Naherholung der Bevölkerung und für das Landschaftsbild wichtig». Mit dem Freilegen von Bächen werden zerstörte Lebensräume wieder belebt. Bäche dienen der ökologischen Vernetzung und erhöhen die Widerstandskraft von Ökosystemen, beispielsweise bei Extremereignissen wie Hochwasser und Hitze, wie sie gerade in Zeiten des Klimawandels gehäuft auftreten.

Bäche gehören ausgedolt

Sie sind die Lebensadern des Wasserkantons Aargau. Pro Natura Aargau hofft deshalb, dass dieser Vorstoss von Ständerat Knecht in Bundesbern abgelehnt wird.

Weiterführende Informationen

Kontakt

Matthias Betsche
Geschäftsführer Pro Natura Aargau
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078 402 99 62