Grundwasser schützen statt Wasser bachab schicken
Die elementare Bedeutung des Grundwassers als unverzichtbare Ressource und Teil des Wasserkreislaufs und die Belastungen, denen es durch menschliche Tätigkeiten und zunehmend durch den Klimawandel ausgesetzt ist, sind vielen Menschen nicht wirklich präsent und bewusst.
Der Weltwassertag erinnert daran, dass das Vorhandensein von Wasser für unser Leben nicht selbstverständlich ist. Wasser ist die essenziellste Ressource allen Lebens. Grundwasser entsteht durch Regen – und Schmelzwasser, welches nicht verdunstet oder an der Oberfläche abfliesst. Dieses Wasser sammelt sich im Grund und bildet unter dem Boden unser Grundwasser. Aargauer Gewässer reichern es zusätzlich an. Der Klimawandel wird sich auch auf die Grundwasser-Vorkommen auswirken. Extreme Witterungsverhältnisse haben sich in den vergangenen Jahren akzentuiert. Zu erwarten sind zunehmend lange Trockenperioden und deutlich weniger alpines Schmelzwasser. Dies wird die Grundwasservorkommen spürbar dezimieren. Wie der Trinkwasserbedarf auch in Zukunft gedeckt werden kann, ist eine wichtige Frage, denn der Klimawandel betrifft nicht nur die ansteigende Temperatur, sondern auch eine Veränderung des Niederschlagregimes und somit der Wasserverfügbarkeit.
Unserer wertvollen Ressource Sorge tragen
Eine Arbeitsgruppe des Kantons ist zum Schluss gekommen, dass das Wasservorkommen im Kanton Aargau auch in Zukunft und unter Berücksichtigung des Klimawandels insgesamt ausreichen kann. Allerdings sind die Wasservorkommen ungleich auf dem Kantonsgebiet verteilt. So fehlt zunehmend Grundwasser in den Seitentälern der grossen Flusstäler von Aare, Limmat, Reuss und Rhein. Zusätzlich wirken sich die zunehmende Versiegelung des Bodens sowie landwirtschaftliche Drainagen negativ auf die Neubildung des Grundwassers aus. Denn immer mehr Niederschlagswasser fliesst ab und wird mit Drainagen in der Landwirtschaft bachab geschickt, statt zu versickern und so das Grundwasser zu speisen. Die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens wird durch die Drainagen beeinträchtigt.
Für den Geschäftsführer von Pro Natura Aargau, Matthias Betsche, ist klar: «Wir müssen mehr Sorge tragen zu unserem wertvollen Rohstoff Wasser und das Grundwasser stärken, statt das Wasser mit Drainagen und der Trockenlegung unserer Böden bachab zu schicken». Dies wird mit der Klimaerwärmung und der zunehmenden Trockenheit immer wichtiger. Die grossflächige Entwässerung unserer Böden hat auch dazu geführt, dass wir über 90% unserer Feuchtgebiete verloren haben. Die verbliebene Fläche an Feuchtgebieten ist zu klein, um eine Biodiversität in diesen Lebensräumen sicherstellen zu können.
Viele in den letzten über 100 Jahren erstellte Drainagen zur Trockenlegung von Mooren und weiteren Feuchtbiotopen sind heute sanierungsbedürftig mit entsprechenden Kostenfolgen. Gemäss nationalen Studien würde es den Kanton Aargau vorsichtig geschätzt mehrere 100 Millionen Franken kosten, sämtliche Anlagen zu erneuern. Kanton und Gemeinden tun gut daran, grosszügig Flächen für die notwendigen Feuchtgebiete auszuscheiden und uns alle damit zu belohnen. «Eine Wiederherstellung von Feuchtgebieten dient nicht nur der Artenvielfalt. Sie verbessert gleichzeitig auch den Wasserrückhalt in der Landschaft, und stärkt damit auch unser Grundwasser. Diese Feuchtgebiete stärken unseren Rohstoff Wasser und tragen damit zur Anpassung an den Klimawandel bei», betont Matthias Betsche.
Pro Natura will sich deshalb mit der Gewässer-Initiative dafür einsetzen, dass im Aargau zerstörte Quellfluren, Feuchtwiesen und Moore in den nächsten Jahren renaturiert werden können. Dabei wird jedoch nicht nur an reine Naturschutzgebiete gedacht, sondern auch an eine nachhaltige Bewirtschaftung mit Biodiversität als ein wichtiges Produkt moderner Landwirtschaft.