Ein kleines Sissler Quartier wehrt sich
Der Rehweg in Sisseln erschliesst ein kleines Ein- und Zweifamilienhausquartier, das sich in unmittelbarer Nähe zum Waldrand befindet. Geht es nach dem Willen der Sissler Ortsbürger, soll am Ende der schmalen Strasse und damit auch am Rande des Siedlungsgebietes das Quartier um eine Liegenschaft mit sechs Mietwohnungen erweitert werden. Für die Realisierung des Mehrfamilienhauses auf eigenem Land haben die Ortsbürgerinnen und Ortsbürger an ihrer Versammlung 1,9 Millionen Franken gutheissen. Die Bauprofile, die auf der Fläche nach dem letzten Einfamilienhaus und einem in den Wald führenden Mergelweg aufgestellt sind, veranschaulichen die künftigen Dimensionen des
geplanten Baus. Gegen diesen wehren sich nun mehrere Anwohner des Rehweges gemeinsam.
Das ihrer Meinung nach überdimensionierte Bauprojekt passe nicht in das kleine Quartier mit seinen Ein- und Zweifamilienhäusern, erklären die Anwohner ihren Widerstand. Sie befürchten nach Bezug der neuen Wohnungen eine deutliche Zunahme des Verkehrs. Darunter würde die bisherige Wohnqualität leiden. Mehr Verkehr verringere zudem die Sicherheit am Rehweg. Mit gerade einmal vier Meter Breite ist ein Queren zweier Fahrzeuge in dieser Sackgasse nicht möglich. Da die geplante Liegenschaft keine Einstellgarage hat, müssen die Autos auf den ebenfalls geplanten, oberirdischen
Plätzen abgestellt werden. Dass es zu einem wilden Parkieren im Quartier kommen könnte, schliessen die Einwender nicht aus. «Wir haben einen Anwalt beigezogen», erklärt einer der Einwender (Name der Redaktion bekannt).
Als weiteren Grund gegen den Bau in der geplanten Grösse wird das Naherholungsgebiet aufgeführt, welches an das Quartier angrenzt. Bei Familien mit Kindern, Joggern und Bikern sowie Spaziergängern allgemein, erfreut es sich grosser Beliebtheit. Erreicht wird das Gebiet vielfach durch die enge Quartiersstrasse. Hierbei verweisen die Einsprecher wiederum auf das mögliche Entstehen von ge-
fährlichen Verkehrssituationen. Zudem treibt eine weitere Sorge die einsprechende Gruppe an. «Am
Ende des Rehweges befindet sich noch ein weiterer Bauplatz. Wenn dieser dann auch noch mit einem Mehrfamilienhaus bebaut wird, würde das noch mehr Verkehr in unserem Quartier generieren, die Wohnqualität noch mehr leiden.» Es ist den Einwendern ein grosses Anliegen, im Zusammenhang mit dem geplanten Bau des Mehrfamilienhauses in dem kleinen Quartier auf die Sicherheitsthematik
direkt bei einem beliebten Naherholungsgebiet der Gemeinde aufmerksam zu machen.
Die beiden genannten Parzellen grenzen Richtung nahem Wald auch an eine Altholzinsel mit Tümpel.
Und hier kommt Pro Natura in Spiel, die sich im Zuge des Baugesuchs ebenfalls bei der Gemeinde Sisseln gemeldet hat. Johannes Jenny, Projektleiter und früherer Geschäftsleiter von Pro Natura Aargau, verweist unter anderem auf die hier vorhandenen, geschützten Geburtshelferkröten. «Die Ortsbürgergemeinde hat eine besondere Verantwortung für eine harmonische Siedlungsstruktur und die hohen ökologischen Werte von Sisseln», ist Jenny überzeugt. Bei Pro Natura würde man es deshalb sehr begrüssen, könnte die Überbauung der beiden Parzellen zugunsten der Natur aufgeschoben
und in der nächsten Nutzungsplanungsrevision eine Auszonung erwogen werden.
Sollte dies nicht möglich sein, so beantragt die Naturschutzorganisation, das Volumen des Neubaus so zu reduzieren, dass die Beschattung der Grünzone des Waldsaumes und der Altholzinsel minimiert wird. Weiter soll der Waldsaum vor, während und nach der Bauzeit vom Befahren aller Fahrzeuge mit Abschrankungen geschützt werden. Bei der Umgebungsgestaltung sollen laut Pro Natura geeignete Biotope geschaffen werden, welche standortheimischen Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten.