Die natürlichen Lebensgrundlagen schützen
«Alles hängt von der Natur ab», betonte Matthias Betsche aus Möriken. So stammten die Wirkstoffe von über 100 der meistverschriebenen Medikamente in der Schweiz aus natürlichen Substanzen. 87 Arten von essbaren Kulturpflanzen wie Obstbäume seien von tierischen Bestäubern wie Bienen und Wildbienen abhängig. Aktuell seien jedoch bereits 45 Prozent der Wildbienen-Arten in der Schweiz gefährdet. Weiter nehme die Vielfalt an Brutvögeln wie z.B. der Gartenrotschwänze oder Lerchen im Aargau massiv ab. Die seltene Schmetterlingsart «grosses Wiesenvögelchen» sei im Aargau nur noch im Riedgebiet in Boniswil zu finden. «Wir müssen das schützen, was wir brauchen. Jeder kann mehr dafür tun», betonte Betsche. Er rief dazu auf, Städte stärker zu begrünen, Gärten naturnaher zu gestalten, die Landschaften durch Hecken und Lebensräume für Vögel und Kleintiere wie Eidechsen besser zur strukturieren und die Biodiversitätsinitiative zu unterstützen.
Beschwerderechte nicht einschränken
Spontan ergriff der emeritierte Strafrechtsprofessor Martin Kilias aus Lenzburg das Wort. Er habe als Präsident des Schweizer Heimatschutzes im 20 Personen umfassenden Initiativkomitee an der Formulierung des Textes der Biodiversitätsinitiative mitgewirkt. Er beklagte die Absichten des bürgerlich dominierten Bundesparlaments in Bern, die Beschwerderechte der Natur- und Heimatschutzverbände einzuschränken. Aktuell seien nur noch 40 Prozent ihrer Einsprachen im Bauwesen erfolgreich. Es gelte, Lebensräume für Tiere in und um Altbauten zu schützen und günstige Wohnräume zu erhalten. In den Städten erlebten wir heute eine regelrechte Vertreibungspolitik von Menschen in bescheidenen wirtschaftlichen Verhältnissen. Dies, weil Altbauten Mehrfamilienhäusern mit teuren Renditewohnungen aus Beton, Glas und Stahl weichen müssten. In und um Neubauten fänden sich heute oft keine Lebensräume mehr für Vögel und Kleintiere. Manche Kantone hätten heute nicht einmal ein Inventar der schützenswerten Landschaften.
Vogelinsel in der Ebene
Der Umweltnaturwissenschafter und Meisterlandwirt Kurt Brunner führte die Gäste als Co-Betriebsleiter über den Haldenhof: «Wir sind eine Vogelinsel in der Ebene. Bei uns brüten Turmfalken, Schwalben und Hausrotchwänze.» Gemäss den Demeter-Richtlinien würden sie auf dem Hof möglichst viele Produkte selber verarbeiten und auf natürliche Kreisläufe ohne Pestizide und künstliche Düngemittel achten. Dies geschehe in der Milchverarbeitung in der eigenen Käserei, in der Fleischverarbeitung auf dem Hof und in der Mühle in der ehemaligen Tabakscheune, wo aus sechs Getreidesorten Mehl entstehe. Daraus würden auf dem Hof täglich Brote hergestellt. 90 Prozent der Hofprodukte wie Backwaren, Fleischwaren, Gemüse und Milchprodukte würden direkt vermarktet im Hofladen, am Freitag auf dem Markt in Lenzburg oder an diverse Restaurants. Wärme und Energie werde auf dem Hof mit Holz aus dem eigenen Wald, mit Solarenergie und Erdwärme gewonnen.
Kandidierende stellten sich vor
Vor dem Apéro mit Hofprodukten stellten sich Kandidierende für den Grossen Rat aus den fünf Bezirksparteien vor: Maurus Kaufmann aus Seon kandidiert als Bisheriger für die Grünen, Sabine Sutter-Suter kandidiert als Bisherige für die Mitte, Gabi Lauper als Niederlenz kandidiert auf der Liste der SP als Bisherige, der Referent Matthias Betsche aus Möriken kandidiert als Bisheriger für die GLP. Von der EVP stellten sich als neu Kandidierende Manfred Kiener aus Lenzburg und Deora Baumann vor.
Text: Manfred Kiener