Etwa an diesem Standort werden die Weiher erstellt
13.02.2024

Förderung bedrohter Arten

Künten: Zurzeit liegt ein Baugesuch von Pro Natura Aargau öffentlich auf

Für über eine Million Franken möchte Pro Natura Aargau in der Nähe des Schützenhauses von Sulz verschiedene neue Weiher anlegen. Zuvor muss die dortige ehemalige Mülldeponie saniert werden. Die Tümpel sollen bedrohten Tierarten ein neues Zuhause geben.

Bereits im April 2021 stellte Pro Natura Aargau in der Künter Sackrebe ein Weiherprojekt vor. «Es handelt sich um dasselbe Vorhaben. Allerdings erstellten wir die Tümpel damals auf der Hangkante. Jetzt kommen weitere an der Hangwurzel dazu», erklärt Noah Meier. Er ist als Projektleiter der Pro-Natura-Aargau-Tochterfirma Crea Natira verantwortlich für das Projekt. «Damals wurden ein forstlicher Ersteingriff gemacht und erste Kleinstgewässer im Gebiet angelegt. Nun erfolgt eine zusätzliche Aufwertung mit der Anlage von etlichen neuen und auch grösseren Stehgewässern.» 


Zwei grosse und einige kleinere Weiher

Geplant sind zwei Weiher von je 400 bis 500 m2 und einer Tiefe von 0,8 Metern und mehrere Kleingewässer von 10 bis 20 m2 und 0,6 Meter Tiefe. Die unterschiedlichen Weihertypen würden den Anforderungen von verschiedenen Amphibienarten entsprechen, so Meier. «Während Laubfrösche und Molche gerne auch grössere Weiher besiedeln, die ein
gewisses Vegetationsaufkommen erlauben, nutzen spezialisierte Pionierarten wie die Gelbbauchunke vornehmlich Kleinsttümpel, die temporär trockenfallen dürfen.» Die Anordnung dieser Weiher sei einerseits so geplant, dass ein möglichst vielfältiges Mosaik an Lebensräumen entsteht und andererseits trotzdem noch ein extensiver Unterhalt möglich sein werde, also zum Beispiel die Mahd mit einem Balkenmäher. «Die neuen Weiher haben eine grosse Bedeutung als Laichgewässer für den Laubfrosch und andere bedrohte Amphibienarten wie den Kammmolch», weiss Noah Meier. Durch ihre Grösse hätten sie das Potenzial, dass sich hier in Zukunft sogar eine grosse Population des Laubfroschs entwickle. «Es ist wichtig, zu wissen, dass der Rückgang einiger Amphibienarten durch die Bemühungen des Naturschutzes zwar verlangsamt werden konnte, wir haben jedoch noch einen langen Weg vor uns, wenn wir die historischen Bestände der Amphibienpopulationen zurückgewin-
nen möchten», betont der Projektleiter.


So wenige Lastwagenfahrten wie möglich

Pro Natura Aargau wird vor dem Weiherbau die Altlasten an diesem Standort entfernen lassen. Denn von 1955 bis 1985 wurde hier Bauschutt wie zum Beispiel Split, Ziegel, Beton, Plastik und Glas vergraben. «Der Ort ist im Kataster der belasteten Standorte eingetragen, jedoch als nicht sanierungsbedürftig», gibt Noah Meier Einblick. «Da jedoch neue Stehgewässer angelegt werden sollen, müs-
sen diese Altlasten fachgerecht entsorgt werden.» Das Ziel sei eine Totaldekontaminierung, also dass der Eintrag im Altlastenkataster für diesen Standort nach erfolgter Sanierung gelöscht werden könne. «Dieses Beispiel zeigt, wie Umwelt- und Naturschutz nur gemeinsam funktionieren», ist Meier überzeugt. 
Rund 2200 m2 Boden sollen gereinigt werden. Dafür werden um 300 Lastwagenfahrten nötig. «Wir versuchen, diese Fahrten auf ein Minimum zu beschränken. Das Verkehrskonzept wird von der Gemeinde Künten definiert», erklärt der Projektleiter. «Sauberes Aushubmaterial wird gleich vor Ort wiederverwendet zur Modellierung des Geländes nach der Altlastensanierung. Das Terrain wird
jedoch nach der Sanierung klar niedriger sein als heute.» Der Wasserstand der Weiher sei etwa auf Höhe des Flurwegs geplant.
Pro Natura Aargau kosten die geplanten Massnahmen rund 1,1 Millionen Franken. Die Naturschutzorganisation finanziert dies mehrheitlich durch Gelder von Bund und Kanton. «Die ausstehende Restfinanzierung erfolgt durch Stiftungen und Ökofonds», so Meier.


Bevölkerung profitiert stark

Laut Bauunterlagen sollen die Sanierung des Standorts und der Bau der Tümpel noch in diesem Jahr abgeschlossen sein. «Der Baustart hängt aber von der Bewilligung des Bauprojekts ab. Derzeit lässt sich noch nicht abschätzen, ob eine Ausführung bis Ende 2024 tatsächlich realistisch ist», relativiert Noah Meier. Er betont, dass die geplanten Massnahmen keinen Zusammenhang mit dem Bau des Reussstegs hätten. Das Projekt werde auf einem Grundstück umgesetzt, das Pro Natura Aargau
gehört. Der Projektleiter findet, dass die Bevölkerung sehr stark von diesem Vorhaben profitiert. «Zum einen gewinnt die Gemeinde eine neue Naherholungsquelle, da der Standort sowohl vom Flurweg wie auch vom Waldweg oberhalb gut einsehbar sein wird. Zum anderen wird ein mit Altlasten kontaminierter Standort saniert.»