Auenlehrpfad Wasserschloss, Posten Nr. 2

Auenlehrpfad Wasserschloss

Entlang des Auenlehrpfades Wasserschloss erhalten Sie an total 10 beschilderten Posten spannende Informationen über die Bewohner der Aue und deren Lebensräume. Der Pfad beginnt in der Nähe des Fussgängersteges Kläranlage (ARA) und endet beim Parkplatz Brücke Vogelsang oder umgekehrt.
Wir freuen uns, Sie auf einem kurzen Spaziergang durch die Auen im Wasserschloss zu begleiten und wollen Ihnen ein paar Einblicke in die lebendige Natur dieser Urlandschaft geben. Im Flyer (unten) steht der Text dazu.

Auf den folgenden Seiten erhalten Sie die ausführlichen Informationen zum Inhalt der einzelnen Posten.

Strecke: 1.1 km

Dauer: ca. 30 Minuten

 

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Gleich den Flyer über den Lehrpfad herunterladen, dann sind Sie gerüstet!

Posten 1

Was braucht ein Laubfrosch, um glücklich zu sein?

Posten 01

Im Wasserschloss liegen Amphibien-Laichgebiete von nationaler Bedeutung. Neben Grasfrosch, Wasserfrosch, Erdkröte, Bergmolch und Fadenmolch leben hier auch stark gefährdete Arten wie Kammmolch und Gelbbauchunke. Laubfrösche sind auf flache, sich erwärmende Tümpel und Weiher angewiesen, die von lockerer Vegetation umgeben sind.

Was macht er denn als einziger Frosch auf den Stauden und Büschen?

Bemerkenswert ist das Vorkommen des im Aargau vom Aussterben bedrohten Laubfrosches. Dieser kleinste einheimische Froschlurch besitzt scheibenförmige Haftballen an den Zehen- und Fingerspitzen. Damit klettert sie problemlos auf Schilfhalme und Sträucher. In warmen Sommernächten rufen im Auschachen ein paar Dutzend Männchen. Durch die aufgeblähte Schallblase an der Kehle ist der Ruf weitherum hörbar.

Wie können ihm Militärmaschinen helfen?

Neben dem Reusstal ist das Wasserschloss das letzte Refugium des Laubfrosches im Kanton Aargau. Da der natürliche Flusslebensraum für diese Art fehlt, werden in Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Waffenplatz Brugg periodisch neue, sich schnell erwärmende Tümpel und vegetationsarme Flächen für den Laubfrosch geschaffen.

Posten 2

Wieso brauchen Pflanzen und Tiere frei fliessende Flüsse? Was gefällt den Menschen hier? Auf welche Tiere und Pflanzen sollen wir denn hier Rücksicht nehmen?

Posten 02

Frei fliessende Gewässer können ganz unterschiedliche Lebensräume schaffen und laufend wieder verändern. Das macht Flüsse für viele Lebewesen - auch für uns Menschen - attraktiv und erlebnisreich „Der Auenschutzpark Aargau erhält und schafft grossräumige und vernetzte Fluss- und Auenlebensräume für Pflanzen, Tiere und Menschen.“ Dieser Leitsatz zum Sachprogramm Auenschutzpark Aargau schliesst also den Menschen mit ein. Erholungssuchende sollen hier eine Landschaft vorfinden, in der sie sich wohl fühlen. Der Aufenthalt des Menschen ist vereinbar mit den Bedürfnissen der meisten Tier- und Pflanzenarten in diesem Lebensraum. Voraussetzung ist, dass ein paar wichtige Regeln beachtet werden: Feuer sollen nur an den dafür vorgesehenen Stellen entfacht werden. Im Wald müssen Hunde an der Leine geführt werden. In markierten Naturschutzgebieten sollen die Wege nicht verlassen und Hunde an der Leine geführt werden. Der Holzsteg über den Seitenarm ist Teil der Lenkungsmassnahmen im Auschachen.

Im Wasserschloss kommen auch Arten vor, die besonders störungsanfällig sind, z. B. der Flussuferläufer oder der Eisvogel am Brutplatz. Natur-Ruhezonen sind für solche Arten reserviert. Im Wasserschoss gilt deshalb das Betretverbot für die Inseln.

Posten 3

Wieso wurde dieser alte Seitenarm der Aare ausgebaggert? Wozu braucht der Eisvogel steinige, sandige Steilufer?

Posten 03

Seitenarme vergrössern die ökologisch wertvollen Uferbereiche. Verbaute Flüsse können keine neuen Seitenarme schaffen, der Bagger muss nachhelfen. Die Sohle der Aare zwischen Aareschlucht und Lauffohr hat sich in den vergangenen 150 Jahren um einen Meter abgetieft. Der Seitenarm im Auschachen war abgeschnitten vom Hauptgerinne und zumeist trocken. Mit der Revitalisierung von 1998 wurde das 950 Meter lange Fliessgewässer mit einer Breite von 10 bis 18 m wieder hergestellt. Ausgeschwemmte, umgestürzte Bäume verändern die Fliessverhältnisse, Kies wird angeschwemmt und bewirkt ein Mäandrieren des Gewässers. Fische und Eisvogel fühlen sich hier besonders wohl. Der Eisvogel kann seine Bruthöhle in senkrechte und somit geschützte Sand- und Kiesschichten graben.

Posten 4

Wieso wird diese tiefliegende Talzone periodisch überflutet? Warum haben viele Auenpflanzen nasse Füsse, auch wenn wir kein Wasser sehen? Was versteht man unter «Auendynamik»? Wieso können Aare, Reuss und Limmat nicht mehr überall frei fliessen? Warum hat die Aare trotzdem zuwenig Kies und Steine zum Werken und Gestalten?

Posten 04

Regen und Schneeschmelze lassen Flüsse anschwellen und die Landflächen zeitweise überschwemmen. Aber auch wenn kein Hochwasser herrscht, fliesst in diesem Wald ein unsichtbarer Fluss unter den Füssen durch. Auen sind jene Talzonen die periodisch überflutet werden und in denen das Grundwasser zeitweise die Wurzeln der Pflanzen erreicht. Ursprüngliche Auen waren sehr dynamisch. Die Flüsse bildeten Seitenarme und suchten sich neue Wege. Seitenarme wurden abgeschnitten und bildeten Altarme. Hochwasser mit Ablagerungen und Bodenabtrag prägten die Auenlandschaft.

Der heutige Zustand des Zusammenflusses von Reuss und Aare ist wesentlich ein Werk der Zivilisation. Die Flüsse sind in ein verbautes Bett zurückgedrängt. Durch die Staustufen bei Kraftwerken wird der Transport von Kies verhindert. Es fehlt mancherorts an einer vielfältigen Sohlenstruktur und an Material für die Neubildung von Inseln. Mit dem Entfernen der verbauten Ufer sind hier und auf der rechten Aareseite kleine Veränderungen ausgelöst worden.

Posten 5

Fliesst das Wasser bei einer Flussschlaufe innen oder aussen schneller? Wo nimmt der Fluss Land und wo schafft er Neues? Was macht der Fluss, wenn man ein verbautes Ufer wieder aufbricht?

Posten 05

Bei einer Flussschlaufe fliesst das Wasser aussen schneller. Bei Hochwasser nimmt der Fluss Schlamm, Sand und Geröll an einem Ort mit. Je langsamer das Wasser an einem anderen Ort dann fliesst, desto feinere Teilchen lagert der Fluss dort wieder ab. Mit dem Aufbrechen des hart verbauten Ufers werden wieder Prozesse möglich, die in der ursprünglichen Auenlandschaft in grossem Masse abliefen. An Prallhängen wurde das Material unterspült, brach und rutschte ab und wurde vom Wasser transportiert. Hochwasser gestalteten die breiten Flussläufe innert kurzer Zeit neu.

Je langsamer das Wasser fliesst, desto weniger grobes Material vermag es zu transportieren. Bei klarem Wasser kann dies im Kleinen in der Bucht beobachtet werden. Oft bilden unterschiedliche Strömungen, Wassergeschwindigkeiten und Wasserstände faszinierende Muster in den jüngsten Ablagerungen.

Posten 6

Woraus besteht eine Flussinsel? Ist sie das ganze Jahr gleich gross? Fliesst das Wasser überall gleich schnell um die Insel herum? Wieso finden wir nach dem Hochwasser frischen Sand hinter den Bäumen? Wie kommen Bäume überhaupt auf eine Insel? Was muss ein Baumsamen machen, damit er auf einer Sandbank landen, keimen und wachsen kann? Wo wachsen Bäume, die Überschwemmungen gut ertragen und wo solche, die sie nicht lange ertragen können? An welcher Baumart erkennen wir regelmässig überflutete Auenbereiche?

Posten 06

Durch die Äste hindurch sehen wir eine kleine Insel. Wenn Stein- und Sandflächen nicht mehr überschwemmt aber immer noch nass sind, können darauf Samen landen, keimen und schnell anwachsen - denn das nächste Hochwasser kommt bestimmt! Kies in unterschiedlicher Korngrösse ist das Lebenselixier der Fliessgewässer. Vor den Kraftwerksbauten war die Fracht an Kies wesentlich grösser; in der Aareschlucht hörte man das Grollen rollender Steine. Liegen Kiesbänke im Sommer über dem Wasserspiegel, gelangen unter anderem auch Silberweidensamen auf diese Flächen. Sie sind nur während wenigen Wochen keimfähig. Dazu brauchen sie feuchte, unbeschattete Bereiche. In trockenen Sommern wachsen sie bis zu einem Meter hoch. Im Hochwasser werden sie umgebogen und bremsen dessen Geschwindigkeit. Im langsam fliessenden Hinterwasser setzt sich Feinmaterial ab. Die Weidenzweige bewurzeln sich im sandigen Material und befestigen diese Schicht. Nächste Hochwasser fügen weitere Schichten hinzu; es entsteht eine Insel. Im Schatten der Weiden wachsen andere Bäume: Eschen, Traubenkirschen, Stieleichen. Diese bilden gröberes Wurzelwerk und ertragen Überschwemmungen weniger. Der Fluss schwemmt den Untergrund weg, die Insel wird wieder abgebaut. Dieser Vorgang ist an der Insel bei der Reussmündung zu beobachten.

Posten 7

Wo wachsen Bäume, die Ueberschwemmungen gut ertragen und wo solche, die sie nicht lange ertragen können? An welcher Baumart erkennen wir regelmässig überflutete Auenbereiche?

Posten 07

Unsere Bäume ertragen Überschwemmungen im und über dem Boden unterschiedlich gut. Weiden sind am wenigsten wasserscheu, Buchen am meisten. Im Zentrum der Aue liegt das Fliessgewässer. Bei Niedrigwasser werden Kiesbänke und die Platte von Lauffohr sichtbar. Bei Mittelwasser werden die Sandbänke entlang der Aare und am Seitenarm überspült. Regelmässig werden die Weichholzauen bei Hochwasser überflutet. Hier stehen Silberweiden und Schwarzpappeln; sie sind hier nur als schmales Band unmittelbar am Ufer erkennbar. Sporadisch überflutet werden die Hartholzauen mit Eschen und Ulmen sowie das fruchtbare, landwirtschaftlich genutzte Aufeld. Nach Norden folgt die Geländeterrasse mit der Kantonsstrasse Brugg – Lauffohr, die ausserhalb der Aue liegt.

Einen typischen Auenwald-Querschnitt sehen Sie hier:

Posten 07

Posten 8

Haben Sie schon umgenagte Bäumchen gesehen auf ihrem Spaziergang? Wovon ernährt sich unser grösstes Nagetier im Sommer? Und im Winter?

Posten 08

Biber fällen Bäume, um an die jungen und zarten Triebe zu kommen, vor allem in der kalten Jahreszeit, wenn sie nicht genügend Kräuter finden. Die Nagespuren des Bibers sind an vielen Stellen im Auenwald sichtbar. Hier hat das zweitgrösste Nagetier der Welt seine oberen Schneidezähne verankert, während es mit den unteren, längeren Zähnen zentimeterlange Späne aus dem Holz geschnitten hat. Diese Schneidezähne sind wurzellos und wachsen während des ganzen Lebens (bis zu 20 Jahren) laufend nach. Die Bäume fällt der Biber, vor allem im Winter, um an seine Nahrung (Knospen, Rinde, Blätter) zu kommen.

Schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der Biber an der Aare ausgerottet. Ab 1958 erfolgten Wiedereinbürgerungsversuche. Erst ab 1990 begann sich der Bestand im Wasserschloss auszubreiten. Heute leben in diesem Gebiet mehrere Biberfamilien.

Wo und wie würden Sie als Biber gerne eine geschützte, gute Wohnhöhle graben?

Vor allem an steilen Ufern graben Biber ihre Erdbaue. Der Eingang liegt bei normalem Wasserstand stets unter Wasser. Der nach oben verlaufende Tunnel führt über den Wasserspiegel zur Wohn- und Fresskammer.

Posten 9

Wie heissen die grossen Bäume mit den schmalen Blättern und der rauhen Rinde? Welche Farbe haben die Blätter, wenn der Wind mit ihnen spielt?

Posten 09

Der grosse Baum mit der groben Rinde und den feinen lanzettförmigen Blättern heisst Silberweide. Ihre Blätter haben feine Härchen, die in der Sonne silbern glänzen. Silberweiden prägen hier die beiden Ufer ganz entscheidend. Vor allem wenn der Wind durch ihre Kronen bläst, leuchten die silbrigen Unterseiten der Blätter auf. Dieser Charakterbaum der Auen kann über hundert Tage im Wasser stehen. Mit seinem sehr dichten Wurzelsystem befestigt er auf natürliche Weise die Ufer. Nach rund 80 bis 100 Jahren sterben Silberweiden bereits ab. Sie sind aber in ihrem vergleichsweise kurzen Baumleben Wirt für Hunderte von Insektenarten.

Der Biber schätzt Rinde, Knospen und Blätter der Silberweide als Nahrung. Mit der Rinde nimmt er Salicin auf, welches er im Bibergeil anreichert. Dieses Sekret wird in einer Körpertasche vor der Kelle (Schwanz) ausgeschieden und dient dem Biber zur Markierung der Reviere. Der Salicinsäure wegen wurde dieses Bibergeil in frühren Jahrhunderten als Medizin verwendet. Es senkt Fieber und lindert Kopfschmerzen.

Zu den Bäumen, die den periodischen Wechsel von Überschwemmung und Trockenheit unmittelbar am Gewässer ertragen, gehören auch die Schwarzpappeln. Ältere Exemplare sind von mächtigem, knorrigem Wuchs . Sie werden 100 bis 150 Jahre alt. Im letzten Jahrhundert sind häufig die anspruchsloseren Hybridpappeln angepflanzt worden. Schwarzpappeln sind im ganzen Kanton Aargau selten und im Wasserschloss nur noch in einzelnen Exemplaren vorhanden. Ein Förderungsprogramm soll verhindern, dass diese Art ganz ausstirbt. (Im Limmatspitz hat die Pro Natura Aargau in diesem Rahmen ganze Gruppen von Schwarzpappeln gepflanzt).

Posten 10

Ist die Aare schon immer hier zwischen dem Bruggerberg und der Iflue durchgeflossen?

Posten 10

Am Bruggerberg, der Iflue und am Gebenstorfer Horn schauen wir auf alte Gesteinsablagerungen, in die sich Aare, Reuss und Limmat schon seit Jahrtausenden hineingraben. Eine nächste Eiszeit könnte unsere Täler erneut mit Gesteinsmaterial auffüllen, und die Flüsse würden sich nach dem Gletscherrückzug wieder neue Wege suchen. Noch in der letzten Zwischeneiszeit floss die Aare von Schinznach-Bad über Riniken um den Brugger Berg herum. Reuss und Limmat sägten damals allein an den Juraschichten zwischen Kirche Rain und Iberig. Erst seit 100'000 Jahren durchbrechen alle drei gemeinsam den Tafeljura.

Wieso finden wir runde Flusskiesel am Bruggerberg oben und auf dem Gebenstorfer Horn, also weit weg von den Flüssen?

Die verbackenen Steine am Gebenstorfer Horn und am Bruggerberg sind in der vorletzten Eiszeit abgelagert worden und bilden den Jüngeren Deckenschotter. Besonders auffallend sind die Niederterrassen am Rand des Aufeldes, die in der letzten Eiszeit (der Würm) gebildet wurden. Sie dokumentieren die Kraft und Wirksamkeit des Wassers.

Was hat es wohl unter den Flüssen?

Die Niederterrassenschotter füllen die Flusstäler und beherbergen die wichtigen Grundwasserströme, die hier unter unseren Füssen eine Mächtigkeit von mehr als 20 Metern aufweisen.